Grundeinkommen, ein Luxus?

Können gesellschaftliche Probleme mit einem Grundeinkommen gelöst werden?

Wo stehen wir ?
Wir haben praktisch in allen Ländern der Erde extreme Missverhältnisse zwischen wohlhabenden und armen Menschen. Weniger als 1% der Reichsten besitzen mehr als 50% der Vermögen und der Einkommen. Das ist dramatisch und wird immer schlimmer, besonders für die unteren Gruppen einer Gesellschaft, weil sie immer weniger in der Lage sind, das Geld für das Nötigste zu beschaffen. Unser bewährtes Sozialsystem ist als Versicherungssystem konzipiert und kann die immer grösser werdende Anzahl von Menschen in prekären Lebenssituationen langfristig nicht mehr auffangen. Alterspyramide und erhöhte Arbeitslosigkeit infolge Digitalisierung verschärfen die Situation laufend. Die Gesellschaft und die Politik sind ratlos, weil die alten Werkzeuge des Sozialstaates immer weniger funktionieren.

Ironischer weise sind keineswegs zu wenig Güter vorhanden. Einer wachsenden prekären (armen) Bevölkerungsgruppe  fehlt einfach das Geld, um das Lebensnotwendige zu beschaffen.

Wie sicher sind wir?

Es geht den meisten Menschen in der westlichen Welt immer noch sehr gut, aber gleichzeitig häufen sich die Fälle von Menschen die „absteigen“, ihre Arbeit, ihr Ansehen, ihre Funktion in der Gesellschaft verlieren. Das führt zu Angst und Sorge in fast allen gesellschaftlichen Gruppen. Keiner weiss genau, wie lange das Leben für ihn so weiter geht. Krankheit, Alter (schon ab 40) oder die „falsche Ausbildung“ sind unberechenbare Risikofaktoren.

Menschen verlieren durch Angst die Fähigkeit, vernünftig zu reagieren. Rationale Überlegungen werden nicht mehr verstanden, das Unbekannte abgelehnt. Statt die wirkliche Ursache zu verstehen und zu korrigieren, werden „Sündenböcke“ gesucht und beschuldigt, was natürlich nichts an der Ursache ändert und diese sogar noch verschleiert.

Was kostet die Armut?
Mit dem Begriff Prekariat werden Gruppierungen bezeichnet, die aufgrund ihrer Lebensumstände sozial abgestiegen sind bzw. von einem sozialen Abstieg bedroht sind (Wikipedia). In der Schweiz liegen 7.5% (615’000) bei oder unter der Armutsgrenze. Diese Gruppe ist eine potentielle Bedrohung der Gesellschaft. Denn wenn die Lebensbedingungen genügend schlecht sind, glauben Menschen, dass sie nichts mehr zu verlieren haben. Sie wehren sich aktiv aggressiv und oft auch unbewusst passiv gegen die Umstände. Kriminalität, Krankheit, Burnout, psychische Probleme  und damit verbundene Kosten im Sozial-, Sicherheits-, Justiz und Gesundheitswesen sind vorprogrammiert. Auch Migration ist eine direkte Folge von prekären Lebenssituationen in den Herkunftsländern (neben Kriegen und politischer Verfolgung).
Wovon leben wir und ist Wachstum ein Zukunftsmodell?

„Wer nicht arbeitet soll auch nicht essen“ Dieser Bibelvers drückt klar aus, was während Jahrtausenden die Basis des Lebens war. Bis in das 20. Jahrhundert lebte die grosse Mehrheit der Bevölkerung immer unter der Bedrohung des Mangels. Fast immer gab es praktisch in allen Ländern Gruppen die Mangel litten. Ursachen waren Missernten, Seuchen, Kriege und in gewissem Ausmass auch eine ungleiche Verteilung der Güter. Arbeit war das wirksamste Mittel, den Mangel fern zu halten und wurde deshalb von allen gefordert.

Die Industrialisierung und Automatisierung in 19. und 20. Jahrhundert haben diese Abhängigkeit von menschlicher Arbeit markant verändert. Wenn bis anhin vor allem die physische Arbeit durch Maschinen ersetzt wurde, wird die Digitalisierung auch die Denkarbeit im grossen Stil den Computern und Robotern übergeben. Vollbeschäftigung für alle ist unter solchen Umständen nicht mehr möglich. Vereinfacht betrachtet werden Landwirtschaft-, Sozial- und Pflegearbeit sowie Forschung und hochspezialisierte Jobs für die Steuerung und Überwachung von Robotern und Computern als Erwerbsarbeit übrig bleiben. Kunst, Kultur und (Kunst-) Handwerk werden noch Teil-Einkommen generieren. Wie schnell und wie radikal das ändern wird, weiss  niemand. Dass es ändern wird ist offensichtlich, wenn wir die Ereignisse der vergangenen Jahre kritisch betrachten.

Aktuell hängt die Menschheit am Tropf der Erwerbsarbeit. Sie ist für grosse Teile der Bevölkerung die einzige Möglichkeit zu überleben. Deshalb werden neben den offensichtlich notwendigen Arbeiten immer neue Jobs, Business-Modelle und Beschäftigungen erfunden (Bullshit Jobs). Diese werden dann mit grossem Werbeaufwand verkauft, um Einkommen zu generieren. Die Abhängigkeit von Erwerbsarbeit ist deshalb die wichtige Ursache für die Notwendigkeit von Wirtschaftswachstum.

Die Spieler in diesem Trauerspiel dafür verantwortlich zu machen, dass sie überleben wollen, ist kaum zielführend. Wenn Menschen beginnen die Zusammenhänge zu verstehen, können sie die Ursachen korrigieren.

Kann ein Grundeinkommen etwas an diesen Missständen ändern?

Es gibt mehrere Gründe, weshalb das Grundeinkommen positive Veränderungen herbeiführen wird:

  • Die Abhängigkeit von Erwerbsarbeit wird abnehmen und das Gefühl von existenzieller Sicherheit in der Gesellschaft erhöhen. Sicherheit reduziert Angst und die damit verbundenen sozialen Probleme.
  • Menschen, deren Existenz gesichert ist haben viel weniger oder keinen Grund mehr, sich gegen ihre missliche Situation zu wehren. Damit sinken die Kosten im Sozial-, Sicherheits-, Justiz und Gesundheitswesen.
  • Grössere Unabhängigkeit von Erwerbsarbeit macht es schwieriger, Menschen für sogenannte „Bullshit-Jobs“ (Arbeiten die sinnlos sind) zu motivieren. Menschen werden versuchen das zu tun oder zu lernen, was in ihren Augen sinnvoll erscheint. Unternehmen die nicht echte Bedürfnisse der Menschen beantworten, werden es schwerer haben, weil sie nicht mehr auf die Existenzangst der Jobsuchenden zählen können.
  • Menschen die sich sicher fühlen denken rationaler, sie können auf der Basis einer gesicherten Existenz die Lebensverhältnisse in Ihrem Umfeld selbständig verbessern.
  • Als etwas „unangenehmer Nebeneffekt“ wird es für die Menschen mit Grundeinkommen schwieriger, Andere, die Gesellschaft oder die Umstände für persönliche Misserfolge oder Probleme verantwortlich zu machen. Das führt indirekt zu einer zunehmenden persönlichen Verantwortung für die eigene Lebenssituation.
Gibt es Leute die ein Grundeinkommen haben?
Ja natürlich, viel mehr als wir denken. Alle die so viel Vermögen haben, dass sie vom Ertrag die Existenz sichern können, haben schon heute ein Grundeinkommen. Sie können in der Regel das Lebensnotwendige kaufen ohne einer Erwerbsarbeit zu folgen. Die meisten gehen natürlich dennoch einer Erwerbsarbeit nach, weil Arbeit neben zusätzlichem Geld auch soziale Kontakte und Erfolgsgefühle vermitteln kann. Bei kleineren Vermögen ist dieses Grundeinkommen allerdings nicht so sicher, weil durch Veränderung der Ertragslage sich das Einkommen schnell verändern kann.
Kann ein Grundeinkommen überhaupt finanziert werden?
Als Gesellschaft haben wir heute keinen Mangel an Gütern, allerdings in einzelnen Gruppen einen Mangel an Geld um die notwendigen Güter auch kaufen zu können. Damit ist es letztendlich Frage einer geschickten Organisation, die verfügbaren Güter/Gelder so zu verteilen, dass für alle die Existenz gesichert ist. Das ist auch für die Wirtschaft ein stabilisierender Faktor weil liquide Kunden die Rechnungen rechtzeitig bezahlen. Das Grundeinkommen ist ein Mittel zum Zweck des Überlebens. In Form von Subvention nutzen wir dieses Prinzip schon heute, um  einzelnen Gruppen die Erfüllung  Ihre Aufgabe in der Gesellschaft zu erleichtern resp. zu ermöglichen.
Gibt es auch Nachteile durch die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens?

Die genauen Auswirkungen eines Grundeinkommens sind schwer in allen Details vorhersehbar. So ist durchaus denkbar, dass unerwartete Nebenwirkungen auftreten. Folgende Befürchtungen stehen im Raum, die Stellungnahmen dazu in kursiv/blau:

  1.  Ein existenzsicherndes Grundeinkommen ist nicht finanzierbar.
    Für die meisten Leute in der westlichen Gesellschaft ist Grundeinkommen nicht mehr Geld sondern sicheres Geld. Für untere Einkommensschichten ersetzt das Grundeinkommen andere Beihilfen (Sozialhilfe, IV, Arbeitslosengelder, u.a.) teilweise oder ganz. Die Mehrkosten in diesem Bereich würden langfristig bestimmt kompensiert durch tiefere Kosten für Sicherheit, Justiz und Gesundheit. 
  2. Mit Grundeinkommen könnte die Erledigung existenzieller Arbeiten für die Gesellschaft gefährdet sein. (Putzarbeiten, Abfallentsorgung u.a.)
    Unangenehme oder unbeliebte Arbeit müssten selber erledigt, automatisiert oder höher entlohnt werden. Menschen die heute solche Arbeiten erledigen, tun dies oft nur, weil sie unter Existenz-druck keine andere Wahl haben. 
  3. Diejenigen die Arbeiten, müssen bezahlen für die, die nicht arbeiten.
    Das hängt natürlich vom Finanzierungsmodell ab. Die kleiner werdende Gruppe von Erwerbs-arbeitenden für ein Grundeinkommen zahlen zu lassen, wäre äusserst ungeschickt. Mittelfristig wird es wohl eher so sein, dass Unternehmen, die mit Hilfe von Robotern und Computern Güter und Dienstleistungen erzeugen, die Hauptlast der Finanzierung tragen müssten. Das ergäbe dann auch eine erwünschte Umverteilung von Reichen zum Rest der Gesellschaft. Die Konsumabgabe belastet genau diese Gruppen, selbst im Ausland, und ist deshalb eine interessante (Teil-) Finanzierungsart.

Natürlich gibt es noch viele weitere Bedenken, die wir hier nicht alle aufführen können. Mit einer Einführung des Grundeinkommens in Stufen, können problematische Nebeneffekte frühzeitig erkannt und korrigiert werden.

Warum macht der Staat nicht vorwärts mit dem Grundeinkommen?
Bestimmt ist die staatliche Organisation eines Grundeinkommens letztendlich die beste Lösung. Im Staat kann allerdings nur entstehen, was für eine Mehrheit der Bevölkerung verständlich ist. Die privatwirtschaftliche Organisation kann die grundsätzliche Realisierbarkeit vorweg nehmen und die Auswirkungen in einer Gruppe aufzeigen. Auf Grund der praktischen Erfahrungen innerhalb einer geschlossenen Gruppe können Auswirkungen in einem staatlichen Rahmen besser abgeschätzt und verständlich gemacht werden.
Kann FreeBI in diesem komplexen Umfeld überhaupt etwas aufzeigen?
FreeBI ist natürlich ein Modell im Kleinen. Die Community ermöglicht es, Das Thema Grundeinkommen erfahrbar zu machen. Von der Seite „Abgaben“ wie von der Seite „Auszahlung“. Dadurch, dass das Projekt weitgehend selbsttragend ist, sind Veränderungen auf der einen Seite auf der anderen direkt spürbar. Teilnehmer können ganz einfach ihre persönliche Situation oder die der Familie betrachten. Interessierte werden versuchen die Statistiken zu verstehen und Rückschlüsse auf eine staatliche Einführung zu ziehen. Die Höhe von Grundeinkommen für verschiedene Altersgruppen wird ebenfalls von der Community gemeinsam festgelegt und die Auswirkungen sind direkt erfahrbar.
FreeBI funktioniert weitgehend wie ein reales Grundeinkommen. Das Finanzierungsmodell belastet hohe Einkommen resp. Konsum. Damit tragen alle die Idee mit, hohe Einkommen (die nicht alles Geld für Konsum ausgeben) werden allerdings stärker belastet. Die Höhe des Grundeinkommens sagt am Schluss natürlich viel über die Realitätsnähe aus. Es ist das Ziel von FreeBI nicht unter 1000 CHF zu fallen, um eine minimale Aussagekraft zu erhalten. Dieses Grundeinkommen in Kombination mit einer Erwerbsarbeit oder einer Rente sollte dann deutlich über dem Existenzminimum von 2500 CHF liegen. Die Community und damit jeder einzelne legt selber fest, wie hoch die Abgaben und damit das Grundeinkommen sein soll.
Wir können die Einkommensverteilung in der Community mit der staatlichen Situation vergleichen und damit auch aufzeigen, wie hoch ein Grundeinkommen wäre, wenn alle Bewohner der Schweiz teilnehmen würden.
Wie viel kann die Einführung eines Grundeinkommens zur Lösung unserer Gesellschafts-Probleme beitragen
Grundeinkommen bewirkt in vielen Bereichen eine Entschärfung von Konflikten. Die Gesellschaft wird sich allerdings auch in Zukunft laufend ändern. So ist anzunehmen, dass immer neue Massnahmen notwendig sein werden. Es ist anzunehmen, dass das Grundeinkommen beruhigend wirken wird. Menschen sind durch die generell höhere Sicherheit eher in der Lage, kleine oder lokale Probleme selber und bilateral zu lösen.
Und wie soll es nun weiter gehen?
Die Chancen und Möglichkeiten eines Grundeinkommens müssen durch eine breitere Schicht der Bevölkerung als reale Chance verstanden werden. Dies ist am besten durch praktische Erfahrungen möglich. Selbst Probleme und Rückschläge, welche immer Teil eines Neuanfanges sind, gehören als Lernprozesse dazu. In diesem Sinne kann FreeBI dem Thema im Kopf der Menschen mehr Platz geben und den Weg zu einer gesellschaftlichen Akzeptanz ebnen.
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